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01.07.2013, 19:00 Uhr | Ostfriesische Nachrichten, Ostfriesen Zeitung, NDR, SU
Klangvoller Abschied von der Phantom
Von Susanne Ullrich
Mit der Serenade in Wittmund endete auch die Ära von Oberst Gerhard Roubal.

Hunderte Wittmunder waren zu dem abendlichen Ständchen des Musikkorps III aus Münster mit großem Feuerwerk gekommen. >>>Lesen Sie hier weiter<<<


Wittmund - Mit einer Serenade auf dem Wittmunder Marktplatz, einem musikalischen Ständchen des Luftwaffenmusikkorps III aus Münster, sowie einem Feuerwerk ging am Sonntagabend ein turbulentes Wochenende für das Jagdgeschwader 71 „Richthofen“ und ganz Wittmund zu Ende. Mit der Serenade, die ein Teil des militärischen Zeremoniells des Zapfenstreichs ist, fanden sowohl die Ära Phantom als auch die des Kommodores Oberst Gerhard Roubal ein stimmungs- und klangvolles Ende. Hunderte Wittmunder hatten sich versammelt, um beide zu verabschieden. Roubal verlässt Wittmund in wenigen Tagen. Die verbliebenen zehn Phantoms werden zerlegt und verschrottet. Seit gestern steigt die Alarmrotte mit dem Eurofighter auf.

    

Rolf Claußen, Bürgermeister der Stadt Wittmund, erinnerte bei der Veranstaltung daran, dass „strukturelle Veränderungen“ anstünden. Die große Akzeptanz des Jagdgeschwaders und die gute Nachbarschaft mit der Stadt sollen auch in Zukunft fortbestehen, wünschte er sich.

Gerhard Roubal sagte, er mache keinen Hehl daraus, wie emotional der Abschied von der Phantom für ihn und alle Bediensteten des Jagdgeschwaders war. Dennoch gelte es jetzt, nach vorn zu schauen: „Wir müssen eine gute Infrastruktur aufbauen“, machte er deutlich. Ab Oktober verliert Wittmund vorerst seinen Geschwaderstatus und wird dem Jagdbombergeschwader 31 in Nörvenich bei Köln unterstellt. Wenn die Umstrukturierung gelinge, könne Wittmund es schaffen, den Geschwaderstatus wiederzuerlangen. Dies ist für 2018 in Aussicht gestellt.

Das große „Phantom Pharewell“, das offizielle Abschiedswochenende für das Waffensystem mit dem Namen F4-F Phantom II, hatte am Freitag mit einem „Spottertag“ begonnen. Am Sonnabend waren dann rund 130  000 Besucher auf das Flugplatzgelände geströmt, um noch einmal einen letzten Blick auf die Kampfjets zu erhaschen, die im Rahmen einer Flugshow gewagte Manöver am Himmel über Wittmund zeigten (die OZ berichtete).

Mit dem letzten Flug der Phantom am Sonnabend verabschiedet sich auch Oberst Gerhard Roubal aus dem Dienst des Jagdgeschwaders 71 „Richthofen“ in Wittmund. Am Sonntag gab er im Rahmen eines militärischen Appells das Kommando zurück an Generalmajor Robert Löwenstein.

Damit ist Roubal der 17. und zugleich letzte Kommodore, der in Wittmund das Kommando hatte. Löwenstein übergab das Kommando an Oberstleutnant Timo Heimbach, der zunächst bis zum 31. September als stellvertretender Kommodore fungiert und ab dem 1. Oktober nach Auflösung des Geschwaders Kommandeur der Taktischen Luftwaffengruppe „Richthofen“ wird. Heimbach war seit 2010 Stabsoffizier und später Kommandeur der Fliegenden Gruppe in Nörvenich.
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Am späten Sonntagnachmittag wurde in einem sehr würdigen Rahmen der 17. und letzte Kommodore des JG 71 "Richthofen" , Oberst Gerhard Roubal, durch den Kommandeur 4. Luftwaffendivision, Generalmajor Robert Löwenstein, von seinem Kommando entpflichtet.



Begleitet wurde das Zeremoniell von Soldaten des Luftwaffenmusikkorps III aus Münster, die besonders schöne Stücke aufspielten.

Am 30. September 2013 wird das Jagdgeschwader 71 "Richthofen" aufgelöst und am 01. Oktober 2013 als Taktische Luftwaffengruppe neu aufgestellt. Die Taktische Luftwaffengruppe "Richthofen" wird dem Taktischen Luftwaffengeschwader "Boelcke" unterstellt sein.

Tschüss Phantom, sehen Sie hier einen Filmbeitrag von ostfriesen.tv:

Mit einer großen Flugshow im ostfriesischen Wittmund hat die Bundeswehr die letzten Flugzeuge des Typs "F-4 Phantom" in den Ruhestand geschickt. Unter den Blicken von rund 100.000 Zuschauern absolvierte der Kommodore des Jagdgeschwanders "Richthofen", Oberst Gerhard Roubal, den letzten Flug höchstpersönlich.

Besondere Aufmerksamkeit erregt das Flugzeug mit der blau-goldenen Sonderlackierung. Es handelt sich um die erste Phantom, die vor 40 Jahren aus den USA nach Deutschland kam und bis zuletzt im Dienst war.



Für den Abschied setzt sich der Kommodore des Jagdgeschwaders "Richthofen", Gerhard Roubal, persönlich ins Cockpit.



"Den letzten Flug mache ich selbst. Das lasse ich mir nicht nehmen", so Oberst Roubal.



Insgesamt sind in Deutschland 175 Phantom-Flugzeuge zum Einsatz gekommen.



Der Tag der offenen Tür auf dem Fliegerhorst lockt zahlreiche Schaulustige nach Wittmund. Viele von ihnen wollen vor allem eins...



...nämlich fotografieren. Kein Wunder, denn wo bekommt man an nur einem Tag so viele außergewöhnliche Motive vor die Kamera?



Enttäuscht werden die Flugzeugspotter nicht. Neben der Phantom gibt es noch zahlreiche andere Kampfflieger zu sehen.



Auch historische Maschinen zählen zu den Sehenswürdigkeiten beim Tag der offenen Tür. Zum Beispiel dieser Nachbau des Dreifachdeckers "Roter Baron" aus dem Ersten Weltkrieg. Geflogen wurde dieser Flugzeugtyp einst von Manfred von Richthofen - dem Namensgeber des Jagdgeschwaders 71 in Wittmund.



Protest am Rande

Die Abschiedsrunde der Phantom war nur ein Highlight am Tag der offenen Tür auf dem Fliegerhorst in Wittmund: Zahlreiche Gastmaschinen, darunter Doppeldecker, flogen über das Gelände. Allerdings kamen nicht nur Fans der Phantom. Eine Friedensinitiative hatte zu Protesten gegen das "Riesenspektakel zur Ehrung von Kriegsgerät" aufgerufen. Rund 50 Demonstranten fanden sich in Wittmund ein. Die Initiative sieht in der Veranstaltung eine "gefährliche militaristische Show auf Kosten der Steuerzahler, zu Lasten der Anwohner und zum Schaden der Umwelt."

Spotter reisen sogar aus Japan und Australien an

Los ging der Trubel bereits am Freitag mit einem sogenannten Spottertag. Rund 3.000 Hobby-Fotografen aus der ganzen Welt waren gekommen, um aus nächster Nähe Bilder von ihren Lieblingsmaschinen machen zu können. Neben Phantom und Eurofighter haben sie auch rund 60 Gastmaschinen vor ihre Linsen bekommen. "Wir haben Anmeldungen aus zahlreichen Ländern bekommen, sogar aus Japan und den USA reisen einige Spotter an", sagte Markus Sperber aus der Pressestelle des Jagdgeschwaders NDR.de.